Und nun stand ich da. Die Stationsleitung des Pflegeheims meiner Mutter hatte mir gerade mitgeteilt, dass sie nur noch einen Monat zu leben hat. Als ich den Hörer auflegte, saß der Schock tief. Es fühlte sich an, als würde mir die Luft aus den Lungen gepresst und jemand hätte mir die Kehle zugeschnürt. Ich konnte nicht atmen. Mein Partner stand vor mir, ahnungslos und mit fragendem Blick.
„Meine Mutter wird sterben. Es gibt keine Hoffnung mehr“, stammelte ich, als ich endlich in der Lage war, wieder Worte zu finden. Er war fassungslos und wusste nicht, was er sagen sollte. Die Stille zwischen uns war erdrückend, fast so schwer wie die Nachricht, die ich gerade verdauen musste.
Ich brauche Luft und verlasse das Haus.
Ich warf mir hastig meinen Mantel über und ging hinaus. Ich musste einfach raus, brauchte frische Luft, irgendetwas, das mir half, wieder klar zu denken. Ich lief eine lange Runde, ohne wirklich zu wissen, wohin ich wollte. Die Kälte biss mir ins Gesicht, aber ich spürte sie kaum. Ich war wie betäubt.
Die Zukunft ohne meine Mutter erscheint mir unvorstellbar.
Während ich so dahinschlenderte, kreisten meine Gedanken nur um eines: Wie soll das Leben ohne sie weitergehen? Die Frau, die mich mein ganzes Leben lang begleitet hat, wird bald nicht mehr da sein. Der Gedanke daran war einfach unvorstellbar. Es war, als ob ein Stück von mir selbst mit ihr gehen würde.
Einerseits war da eine leise Erleichterung, dass sie nicht länger leiden muss. Ich weiß, dass die letzten Monate schwer für sie waren. Aber andererseits war da auch diese lähmende Angst vor dem, was noch kommen würde. Wie werde ich mich fühlen, wenn es wirklich soweit ist? Werde ich stark genug sein, um diesen Verlust zu verkraften?
Die Dunkelheit verstärkt meine quälenden Gedanken.
Die Fragen hörten nicht auf, und die Dunkelheit der Nacht schien sie nur lauter werden zu lassen. Aber vielleicht brauchte ich genau das – diesen Spaziergang, diese Kälte, um irgendwie zu begreifen, was gerade passiert.
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